Sehnsucht nach Berührung
Immer
wiedermal werde ich gefragt, wie ich in Corona-Zeiten mit meiner geschäftlichen
Situation klarkomme.
Seit
vielen Wochen nun ist meine Massagelounge geschlossen. Während
nach und nach wieder fast alles öffnen darf, unter diversen Auflagen, und es
auf Straßen und Plätzen zunehmend lebhafter zugeht, ist es unserer Branche immer
noch nicht gestattet, den Menschen nahe kommen zu dürfen.
Während
seit längerer Zeit eine heiße Diskussion um die Wiederaufnahme des Fußball-Bundesligabetriebs
wabert, obwohl sich nicht nur die Spieler extrem nahe kommen werden oder auch
Zahnärzte Patienten Rachennahe berühren können, bleibt es den
Wellnessmassagegebenden noch immer verwehrt, ihre Kunden verwöhnen zu dürfen. Als
nicht systemrelevant und ohne Lobby kommen wir in den allgemeinen Betrachtungen
nur als winzige Fußnote vor.
Zwei
Herzen schlagen in meiner Brust, denn zum Einen halte ich die Maßnahmen der
Regierung für legitim. Da sich die Folgen von Lockerungen immer nur
zeitversetzt offenbaren, ist die Politik, behutsamer Annäherung, nicht die
schlechteste Strategie.
Wendet
man den Blick weg von wirtschaftlichen Interessen, von bloßem Konsumtreiben und
persönlichem Vergnügen hin zu Pflegebedürftigen, zu Betroffenen, zu den
unzähligen Menschen, die nicht (mehr) das Glück haben, jung und gesund zu sein,
zu Berufstätigen/Freiwilligen, die Tag für Tag dafür sorgen, dass es Erkrankten und
Hilfsbedürftigen wieder besser geht, mit hohem Risiko, selbst so zu erkranken, dass das eigene Leben, oder das ihrer Angehörigen, bedroht sein könnte, so
muss man schon einen sehr hartherzigen Charakter haben, wenn
einem das nicht nahe geht.
Auf
der anderen Seite ist da das Seelenbefinden und ein Verstehen, dass finanzielle
Sorgen sich wie ein schwerer Schleier über die beste Verfassung legen und so
manchen krankwerden lassen können.
Wenn ich
selbst in den Geldbeutel blicke, trägt dies nicht gerade zur Tiefenentspannung
bei, denn Mietausgaben (und Sonstiges) laufen unablässig weiter, hingegen
liegen die Einnahmen bei Null. Vor allem aber fehlt mir sehr der Austausch mit
meinen Kunden. Jede Woche, die vergeht, kommt mir wie eine Ewigkeit vor. Fragen
stehen im Raum, wie es nach einer Wiederöffnung weitergeht, welche Auflagen die
Regierung an Massagestudios stellt und ob Kunden gewillt sein werden, diese
auch mitzugehen.
Ich
atme tief durch …. Möchte mich von Ungewissheiten nicht überwältigen lassen und
ersehne den Tag, der mich den Menschen wieder mit allen Sinnen nahe kommen
lässt …