Zwischen den Jahren etwas Lyrisches (Lyrik)
Heute mal kein eigenes Gedicht, sondern eines von Urszula Koziol, das mich immer wieder berührt, wenn ich es lese:
Lied vom Begehren
Wanderer sein –
viele möchten wandern
doch nicht allen zeigt der Bach die Quelle.
Denn aufgeschlossen muß man sein
und immerfort bereit das Unverhoffte zu empfangen.
Und das fängt allerorten an.
An jeder Stelle ist der Anfang dessen
was man die Quelle nennt.
Wir sind´s gewohnt
dort scheue Tiere anzutreffen
die nur den Kopf hochreißen
witternd
eh sie das Maul zum Wasser senken
wir sind´s gewohnt dort auch den Jäger anzutreffen
der gegen Wind die Flinte anlegt.
Wir nehmen das Wort Quelle allzu
wörtlich.
Wir sind´s gewohnt
aus hohler Hand sie frisch zu kosten
Und drin Erinnerung und Staub hinwegzuspülen.
Die eigentliche ist´s noch nicht
ist nur ein Teil davon.
Denn ihren Anfang nimmt die Quelle überall.
Man braucht von nirgends fort um hinzukommen.
Wenn man nur aufgeschlossen ist
wenn man den Anfang greift selbst noch im Tod
und allem Tun des Endgültigen Siegel nimmt
das heißt wenn man vermag
allzeit das Unverhoffte zu erhoffen –
braucht man von nirgends fort um hinzukommen.