Nahtoderfahrung - und was ich damit verbinde (Nahtod, Gehirn)



Teil 5

Mit Teil 5 möchte ich meine Ausführungen zur NTE vorerst abschließen. Ich möchte nun auf einen ganz besonderen Teil unseres Gehirns aufmerksam machen, der bisher noch keine Erwähnung fand, aber ein wichtiges Element bei einer NTE zu sein scheint -> die Zirbeldrüse.

Bei einer NTE kann sich der Organismus in seiner Existenz bedroht fühlen oder ist es auch. Jeder unnatürliche Zustand, weit ab von alltäglichen Erfahrungen (ob eine lebensbedrohliche Verletzung, Tiefenmeditation, Drogeneinwirkung usw.), kann zu einer Ausnahmesituation im Gehirn führen, so dass es sich neu organisieren muss. Da diese Neuorganisation aus verschiedensten Situationen heraus erfolgen kann, die keine Gefahr für Leib und Leben zu sein brauchen, scheint es mir eher kontraproduktiv, Erkenntnisse rein über lebendbedrohliche Momente gewinnen zu wollen. Diese sind nur der Film - ein Film von vielen. Entscheidend aber ist Leinwand, auf der der Film ablaufen kann.

Im Alltag hat das Gehirn so viel Input aus der Außenwelt zu verarbeiten, dass es voll und ganz davon eingenommen ist. Sind die Sinnesreize des äußeren Milieus jedoch extrem reduziert, konzentriert es sich umso stärker auf seine Innenwelt. Es findet eine Verlagerung von einer Außen- zu einer Innenschau statt.

Was geschieht eigentlich bei einer Narkose?
Der Organismus wird von der Wahrnehmung der Außenwelt abgeschnitten. Er hat keine Möglichkeit mehr, Daten über die Peripherie abzugleichen und ist nun mehr auf sich und seine innere Welt konzentriert. Die Organisation der Daten ist im Gehirn auf einen kleinen Raum komprimiert. Gerade weil dem Gehirn der Datenreichtum des Neocortex nicht mehr zur Verfügung steht, wird der Kontakt zwischen den älteren Hirnarealen (Klein- und Zwischenhirn) umso intensiver. Mit der Folge neuer Verschränkungsmöglichkeiten und wesentlich schnellerer Verarbeitung. In keiner anderen Situation arbeitet das Gehirn so schnell, dass es sich derzeitigen Messmöglichkeiten noch entziehen kann. Das heißt nicht, dass nur Daten aus diesen Arealen verarbeitet werden. Durch die Komprimierung auf ein sehr kleines Organisations-Areal werden Daten von weiter entfernten Regionen sozusagen zusammengeführt, auf einen gemeinsamen Punkt. Organisationsdichte und Rhythmik sind für ein Wahrnehmungsbild entscheidend. Die gleiche Organisation, die vorher über das gesamte Hirn gestreut war, kann auch an einem kleineren Punkt, auf sehr komprimierte Weise, vollzogen werden. Die Info-Oberflächen falten sich enorm, bilden ein engmaschiges Knäuel. Was vorher einen langsamen Rhythmus eingenommen hat, z. B. Erinnerungen im Hippocampus, wird nun zu einem Zeitrafferfilm verdichtet, mit hochfrequenter Schwingung.
Viele berichten am Ende einer NTE von der Wucht einer Entscheidung, wieder in den Körper zurückzumüssen -> hier könnten sich eventuell die Basalganglien hinzuschalten. Auch der cinguläre Cortex, der Konsequenzen aus Handlungen zieht
Bei einer Narkose kann Ketamin, das als Narkosemittel eingesetzt wird, ein Auslöser für Halluzinationen sein. Die Wahrnehmung von Raum und Zeit wird verzerrt. Daher wird sie von manchen auch als Rauschdroge missbraucht und kann in bestimmter Dosierung zu Nahtoderlebnissen führen. Konsumierende fühlen sich von der Realität und ihrem eigenen Körper losgelöst.

Doch nun zur Zirbeldrüse (Epiphyse), einen äußerst interessanten Ort, wie ich finde. Schon seit Jahrhunderten wird die Epiphyse von einigen als Fenster zur Bewusstseinserweiterung gesehen und als „drittes Auge“ symbolisiert. Man stellte fest, dass die Drüse über photosensorische Fähigkeiten (natürlich in einfachster Form) verfügt. Nicht mit den Rezeptoren des Auges vergleichbar. Es könnte das erste Fenster für einfachere Organismen, bevor es Augen gab, gewesen sein. Ab dem Zeitpunkt, als sich unsere Augen entwickelten, brauchte es der Lichtinformation über die Zirbeldrüse nicht mehr. Ihre lichtverarbeitende Funktion wurde eingeschränkt.
Interessant ist auch die Lage der Drüse im Gehirn. Sie befindet sich fast im Zentrum. Würden sich alle Organisationssysteme auf einen Punkt zusammenknüllen, so wäre hier genau der Mittelpunkt.

So klein sie ist, hat die Drüse doch eine wichtige Funktion. Sie steuert über die Melatoninproduktion unseren Biorhythmus. Durch die Ausschüttung wird der Wach-Schlaf-Rhythmus beeinflusst. Fällt über die Netzhaut weniger Licht ein, wird Serotonin in Melatonin umgewandelt und wir werden müde. Die Zirbeldrüse steht also in engem Zusammenhang zur Information von Lichtreizen. Hier könnte eine direkte Verbindung zur Wahrnehmung des Tunnelphänomens und der Lichterscheinung während einer NTE gegeben sein.


Jeder Körper produziert in winzigsten Mengen in der Zirbeldrüse Tryptamin (DMT). Von außen injiziert führt es zu Halluzinationen und psychedelischen Trips. Fällt der Körper in den Moment höchster Schwingung, wie oben beschrieben, könnte die Dosis von Tryptamin in der Zirbeldrüse erhöht werden und es kommt zu einer „spirituellen Reise“. Diese ist zwar bei den meisten angenehmer und anregender Natur, doch werden auch gegenteilige Erfahrungen gemacht. So dass sich ein Proband, der eine DMT Dosis von außen erhält, erst dadurch in Todesnähe fühlen kann.

Heute bin ich der festen Überzeugung, dass bei meiner eigenen NTE in einem tiefen Schlaf  die Ausschüttung von körpereigenem Tryptamin mit im Spiel war. Ich musste erst den eigenen Tod durchleben, um das Licht der grenzenlosen Liebe und Vereinigung erfahren zu können. 
Da jeder über eine Zirbeldrüse verfügt, ist theoretisch denkbar, dass jedem Menschen eine Lichterfahrung und spirituelle Reise möglich ist. Die Zirbeldrüse fährt zur Höchstleistung auf. In ihr und unmittelbar um sie herum konzentriert sich alles Lebendigsein. Jedes Licht wirkt noch konzentrierter, heller. Der Sog zum Licht hin ist der Komprimierungsvorgang, der uns bewusst wird. Das Leben zieht sich zurück auf sein Innerstes, konzentriert sich auf das, woraus es sich schon seit Urzeiten nährt ... Erinnerung, Erfahrung, Licht und Kreativität.

Wer glaubt, dass dies alles mit einem Leben nach dem Tod zusammenhängt, traut dem Organismus zu Lebzeiten zu wenig zu ;-)